Vorgehen bei Alarmierung zum CO-Einsatz

Vorgehen bei Alarmierung zum CO-Einsatz

Im zweiten Teil sind nachfolgend Hinweise zu Einsätzen mit CO sowie bei Alarmierung wegen ausgelösten CO-Melders zu finden.

Beim ausgelösten CO-Warner gilt das gleiche wie bei ausgelösten (Heim)Rauchmeldern: bis zum Beweis des Gegenteils ist von einem Einsatz wegen CO im Gebäude auszugehen. Der Beweis kann dabei nur mittels Messung der CO-Konzentration in allen Stockwerken erfolgen. Eine Einheit mit geeigneter Messtechnik muss in so einem Fall also immer mitalarmiert werden!

Ohne CO-Messgerät gilt für die ersteintreffende Einheit: Gebäude unter umluftunabhängigem Atemschutz räumen. Bis zum Beweis des Gegenteils ist von einer gefährlichen CO-Konzentration im Gebäude auszugehen!

Mit CO-Messgerät kann zur Erkundung bei einer Erkundungszeit bis zu 20 Minuten bei einer CO-Konzentration bis 200 ppm ohne Atemschutz vorgegangen werden. Bei einer Erkundungszeit bis zu 60 Minuten kann bis 60 ppm CO ohne Pressluftatmer vorgegangen werden. Ab 30 ppm sind dabei sofort Lüftungsmaßnahmen zu ergreifen. Während der Erkundung können z.B. Fenster und Türen geöffnet werden, um die CO-Konzentration im Raum zu senken. Zusätzlich können ggf. Wasser- oder Elektrolüfter eingesetzt werden. Lüfter mit Verbrennungsmotoren sind nur sinnvoll, wenn die Abgase so vom Auspuff abgeleitet werden können, damit sie nicht vom Lüfter mit ins Gebäude geblasen werden. Denn in der Abgasluft von benzinbetriebenen Lüftern sind gemäß Versuchen vom ABC-Zug München Land CO-Konzentrationen bis 200 ppm möglich. Mit der Abluft von Verbrennungsmotoren kann die CO-Konzentration im Gebäude somit ggf. sogar noch erhöht werden!

CO ist geringfügig leichter als Luft und wird sich deshalb vorrangig im oberen Bereich des Raumes sammeln. Bei der Erkundung ist auf Kopfhöhe und an der Decke zu messen. Dabei ist die Ansprechzeit des Messsensors beachten! Nicht zu schnell durchs Gebäude laufen! Beim DrägerSensor® XXS CO beträgt die Ansprechzeit z.B. bis zu 15 Sekunden.

CO hat ein sehr hohes Diffusionsvermögen. Es breitet sich somit durch Wände, Decken, geschlossene Türen hindurch im gesamten Gebäude aus. Die CO-Konzentration ist deshalb im gesamten Gebäude (inklusive aller verschlossenen Räume) messtechnisch zu kontrollieren (wenn die Quelle bereits bekannt ist von der Quelle aus beginnend in alle Richtungen, bis keine gefährliche Konzentration mehr gemessen wird).

Die CO-Quelle muss gefunden und die Entstehung des CO sicher verhindert werden, bevor die Bewohner ins Haus zurückkehren können. Üblicherweise ist dazu eine Fachfirma oder ein Fachmann für die im Haus verbaute Heizungsanlage erforderlich, um das Problem beheben zu können.

Wenn ein Privatmann sich telefonisch bei einem Feuerwehrangehörigen erkundigt, was er tun soll, weil sein CO-Melder gerade Alarm schlägt: wenn ein Fachbetrieb schnell erreichbar ist und vor Ort sein kann, den Fachbetrieb empfehlen. Wenn kein Fachbetrieb zeitnah vor Ort sein kann oder bereits eine Person Anzeichen einer CO-Vergiftung (z.B. Kopfschmerzen, Übelkeit, Schläfrigkeit, Bewusstseinsstörungen) zeigt, dann ist der sofortige Notruf zu empfehlen!

Bei einer Alarmierung mit Verdacht auf Suizid durch CO in einem Fahrzeug kann das Fahrzeug gefahrlos ohne Atemschutz geöffnet werden. Entweder gegenüberliegende Türen öffnen oder Scheiben einschlagen, um für eine Querlüftung zu sorgen. Dann ist das Fahrzeug innerhalb weniger Minuten frei von CO (verflüchtigt sich nach oben und stellt keine Gefahr mehr dar). Wenn bei der Menschenrettung keine Zeit verloren werden kann, entweder CO-Messgerät einsetzen (bis 500 ppm kann der Betroffene ohne Atemschutz aus dem Fahrzeug gezogen werden) oder umluftunabhängigen Atemschutz tragen. Hinweis: Wenn das Fahrzeug schon länger steht und die CO-Quelle, z.B. der Grill, erloschen ist, kann das Fahrzeug bereits beim Öffnen frei von CO sein. Kein normales Fahrzeug ist gasdicht und das CO entweicht mit der Zeit auch aus einem geschlossenen Fahrzeug.

PS: Die UEG von CO beträgt ca. 11 Vol-%. Das entspricht ca. 110.000 ppm. Ab 1.000 – 3000 ppm treten innerhalb weniger Minuten schwere Vergiftungserscheinungen auf. Üblicherweise werden die Rettungskräfte somit lange vor Erreichen der UEG alarmiert. CO-Warner schlagen bereits bei Konzentrationen von 30 bis 60 ppm Alarm (zumindest die mir bisher bekannten Modelle). Mir ist bis jetzt kein Einsatz mit CO-Austritt im Gebäude bekannt, bei dem die UEG von CO in Gebäuden erreicht wurde. Bei einem kleinen Grill in einem Fahrzeug gehe ich nicht davon aus, dass die UEG im Fahrzeug überschritten wird. Die Hauptgefahr ist die Vergiftungsgefahr, die Brand- und Explosionsgefahr ist meiner Meinung nach vernachlässigbar bei „frühzeitiger“ Alarmierung bei CO in Gebäuden sowie bei Suiziden in Fahrzeugen.

Quellen:

2 Comments

  1. Pol

    Vorsicht bei CO meldung
    es gibt bei allen CO Messgeräten Quermessungen. wir haben mit 4 Geräten (2 x 2 verschiedene geräte) einen CO Alarm gemessen und sind mit lüftern aus allen Richtungen der Sache auf den Grund gegangen. Selbst nach regelmässigen messungen und Lüftungen schlugen alle Geräte aus.
    nach 14 Stunden kam die Entwarnung vom hersteller: alle COGeräte haben eine Quermessung mit H2 welches die gleiche molekularen eigenschaften hat.
    somit war es keine giftige sondern eher explosive Situation.

    beste Grüsse

  2. Hi,

    bei jeder Messung gilt: Wer misst, misst Mist 😉 Die Kunst besteht in der Auswertung der Messung. Jeder Messwert muss hinterfragt und auf Plausibilität geprüft werden. Dazu bedarf es des dafür nötigen Fachwissens und der Datenblätter der eingesetzten Messtechnik, um die Rahmenbedingungen und Querempfindlichkeiten prüfen zu können.Ein guter Praxistipp ist dabei, nicht nachvollziehbare Messwerte mit anderer Messtechnik (z.B. den angezeigten Wert eines kontinuierlichen Gasmessgeräts mit Prüfröhrchen) zu überprüfen.

    Ein sehr guter Artikel zu dieser Problematik findet sich in der Zeitschrift Brandschutz, Ausgabe 4/2018: „Maßnahmen zur Vermeidung einsatztaktischer Fehlentscheidungen aufgrund von Fehlmessungen – falsch positive Messergebnisse als Herausforderung für den Einsatzleiter“.

    schöne Grüße

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert