Risiko-Bewertung mittels Statistiken

Risiko-Bewertung mittels Statistiken

Bewerte folgende Tatsache:
Die Antibabypille erhöht das Risiko eine Thrombose zu erleiden um das Vierfache.

Die Wahrscheinlichkeit ein lebensgefährliches Ereignis zu erfahren steigt also um 400%.Ist das wirklich gefährlich? Unverantwortlich von der Pharmaindustrie und den Frauenärzten?

Tatsächlich kommt es bei 99,98% der Frauen, die mit der Pille verhüten, nicht zur Thrombose.

Die gleichen Daten, zwei völlig unterschiedliche Wahrnehmungen. Dies liegt ganz einfach daran, dass die eigentlich wichtige Größe, die tatsächliche Anzahl an Erkrankungen, unbekannt ist.

Das absolute Risiko einer Frau an Thrombose zu erkranken ist nämlich sehr gering: ohne Pille erleiden 5 von 100.000 eine Thrombose, mit Pille sind es 20 von 100.000 – immer noch wenige.

In Großbritannien führte die Schlagzeile „Pille erhöht Thrombose-Risiko um 400%“ übrigens zu 13.000 mehr Abtreibungen als üblich, weil viele Frauen sofort die Pille absetzten. Der Großteil der Bevölkerung ist nämlich leider nicht in der Lage, Statistiken richtig zu interpretieren.

Gute Informationen können helfen, ein vernünftiges Maß zwischen Gleichgültigkeit (betrifft mich eh nicht, also interessiert es mich nicht) und Hysterie (wir werden alle sterben, was kann ich jetzt sofort dagegen machen) zu finden. Dazu müssen den Menschen jedoch verständliche Fakten geliefert werden!

Reine Prozentangaben nutzen nichts, wenn die Bezugsgröße fehlt. Wenn man z.B. sagt, eine Impfung senkt das Risiko diese Krankheit zu bekommen um 50%, dann lässt sich jeder impfen. Gibt man jedoch genaue Zahlen an wie z.B. statt 2 von 100.000 erkrankt dank der Impfung nur noch 1 von 100.000 sieht die Sache wieder ganz anders aus und viele werden auf die Impfung verzichten.

Umgekehrt verzerren jedoch auch Einzelfälle die Wahrnehmung eines Risikos, wenn die Relation fehlt. Im vergangenen Herbst zählten viele Medien nur die Anzahl der Schweinegrippe-Opfer ohne anzugeben, wie viele Menschen das Virus schadlos überstanden hatten. Nur dieses Verhältnis lässt jedoch das Risiko tatsächlich abschätzen, an der Neuen Grippe zu sterben. Es liegt übrigens unter 1 Promille.

Es ist also mehr als empfehlenswert, bei Statistiken genau darauf zu achten, welche Werte darin angegeben sind und ob Bezugsgrößen vorhanden sind, mit denen man auch etwas anfangen kann!

Vielerorts wird über die Notwendigkeit der Hepatitis-Impfung für Rettungskräfte diskutiert. Wie sehen die Fakten dazu aus? Betrachten wir dazu Hepatitis B, eine Infektionskrankheit, die über Blut und Körperflüssigkeiten übertragen wird. Bis 2001 gab es bis zu 6.000 Neuerkrankungen jährlich, die gemeldet wurden (da viele Krankheitsfälle mild verlaufen und somit unerkannt bleiben wird die Gesamtzahl der Infizierten auf 30.000 pro Jahr geschätzt). Laut Ute Quast, Sigrid Ley: Schutzimpfungen im Dialog. 1999, Verlag Kilian sterben 5-10% der Infizierten, die nicht geimpft waren, an chronischer Hepatits. Bei den Geimpften überleben dagegen alle ohne bleibende Schäden. Seit der stetig steigenden Verbreitung der Impfung sinkt die Anzahl der Neuerkrankungen jährlich. Nach Referenzdefinition des RKI wurden im Jahr 2001 insgesamt 2.371, für 2002 noch 1.425 und für 2003 nur noch 1.304 Fälle gemeldet. Ebenso sterben zwar jährlich weniger Menschen an Hepatitis B, aber die Sterblichkeitsrate ist mit 5-10% leider unverändert hoch!

Da Rettungskräfte den Kontakt mit Blut oder Körperflüssigkeiten bei ihrer Arbeit nicht ausschließen können, ist die Hepatits-Impfung sehr zu empfehlen!

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