Immer wieder tauchen Einsatzberichte auf, bei denen ein zerbrochenes quecksilberhaltiges Fieberthermometer für einen Feuerwehreinsatz gesorgt hat. In den Einsatzberichten finden sich die unterschiedlichsten Vorgehensweisen, über Körperschutz Form 1 bis Körperschutz Form 3 ist zur Gefahrenabwehr alles zu finden.
Neben alten Fieberthermometern ist Quecksilber auch in Energiesparlampen zu finden.
Welche Gefährdung besteht jetzt, wenn so ein Gefäß mit Quecksilber zerbricht? Die kurzzeitige Quecksilberexposition durch ein in der Wohnung zerbrochenes Thermometer oder einer Energiesparlampe ist harmlos. Es besteht kein Grund zur Panik. Es bilden sich Quecksilberkügelchen, die sehr langsam verdunsten. Die Gesundheitsgefahr geht vom Quecksilberdampf aus. Die Kügelchen bitte trotzdem nicht essen und nicht mit bloßen Händen damit spielen (auch wenn es Leute gibt, die behaupten dass dies gefahrlos möglich ist).
Wie beseitige ich das freigewordene Quecksilber? Das Quecksilber kann problemlos selbstständig ohne Hilfe der Feuerwehr beseitigt werden. Hunde und Kinder sollten in aller Ruhe (ohne Panik) aus dem betroffenen Raum gebracht werden (damit niemand die Kügelchen verschluckt). Anschließend wird der Raum gelüftet, um die Quecksilberdämpfe aus dem Raum zu vertreiben. Mit einer Pipette können die Kügelchen aufgenommen werden. Ebenso können die Kügelchen aufgefegt werden (z.B. mit einem Borstenpinsel auf ein Blatt Papier). Die aufgenommenen Kügelchen werden in ein verschließbares Gefäß, z.B. leere Flasche mit Schraubverschluss, gegeben. Quecksilber darf nicht im Hausmüll entsorgt werden! Das Gefäß mit dem Quecksilber muss zur Sondermüllsammelstelle. Lassen sich die Kügelchen nicht vollständig aufnehmen ist ein Chemikalienbindemittel zur vollständigen Aufnahme zu verwenden (dazu kann die Feuerwehr verständigt werden), denn die Quecksilberkügelchen würden Monate brauchen, bis sie vollständig verdampft wären und in dieser Zeit würden sie ständig giftige Dämpfe abgeben. Alternativ kann ohne Alarmierung der Feuerwehr Aktivkohle aus der Apotheke als Bindemittel verwendet werden.
Wie gehe ich vor, wenn ich mit der Feuerwehr zur Quecksilber-Beseitigung alarmiert werde? Bei den geringen Mengen Quecksilber durch ein zerbrochenes Thermometer oder eine zerbrochene Energiesparlampe ist keine besondere persönliche Schutzausrüstung erforderlich. Der Raum wird gelüftet, das Quecksilber aufgenommen (siehe oben), falls sich nicht alle Kügelchen aufnehmen lassen wird Chemikalienbindemittel zur Aufnahme der Restmenge eingesetzt. Danach besteht keine Gefahr mehr und der Raum kann nach erfolgtem Lüften (einfach bei Betreten des Raumes vor der Beseitigung des Quecksilbers Fenster öffnen, ein Lüftereinsatz ist nicht erforderlich; beim Einsatz kraftstoffbetriebener Lüfter besteht sogar die Gefahr, dass die Schadstoffbelastung im Raum erhöht wird) gefahrlos betreten bzw. dem Eigentümer übergeben werden.
Anmerkung: Das Quecksilber verbindet sich nicht mit den Gerätschaften (z.B. Pinsel, Papier), die zur Aufnahme verwendet werden. Die Gerätschaften können anschließend weiter verwendet werden. Alternativ können die Gegenstände zur Beruhigung der Psyche normal im Hausmüll entsorgt werden.
Quellen:
FU Berlin: zu Hause freigesetztes Quecksilber
s. hierzu auch die arbeitsmedizinische Betrachtung der Hg-Freisetzung beim Zerbrechen von Energiesparlampen:
http://www.aerztezeitung.de/medizin/krankheiten/neuro-psychiatrische_krankheiten/article/662587/gefaehrlich-quecksilber-energiesparlampen.html
Danke für den Artikel. Ich teile die Einschätzung, würde bei Kleinstmengen Quecksilber im Feuerwehreinsatz dann aber doch noch auf Filter und C-Handschuhe zurückgreifen. Hat man in der Regel eh da und kostet (fast) nichts.
Die ERI-Cards sehen unter dem Stichwort Quecksilber aber eine erhebliche „apokalyptischere“ Herangehensweise u.a. mit CSA vor. Ein Hinweis auf Kleinmengen fehlt. Ähnlich sieht bei zahlreichen Allerweltschemikalien wie z.B. Alkohol aus. Vielleicht könnte sich jemand mit Sachverstand mal zu dieser Diskrepanz äußern, denn gerade hier sehe ich die Ursache für viele wahnwitzig überdimensionierte Einsätze.
zur PSA: Bei Kleinstmengen kann auf Atemschutz verzichtet werden. Wenn die Kügelchen richtig augenommen werden, kommt man nicht mit dem Stoff in Kontakt und Handschuhe sind nicht erforderlich.
Ich würde wenn überhaupt Infektionsschutzhandschuhe tragen. Mit den klobigen Chemikalienschutzhandschuhen lässt die Fingerfertigkeit enorm nach und die Kügelchen lassen sich nur schwer aufnehmen.
Die Diskrepanz ist auch schnell erklärt: Die Eri-Cards geben der Feuerwehr Hinweise über erste Einsatzmassnahmen, dabei wird davon ausgegangen dass sich Laien Informationen beschaffen. Zur Einschätzung ab welcher Menge welche Gefährdung besteht wird entsprechendes Fachwissen benötigt. Habe ich dieses Wissen nicht gehe ich vom schlimmsten Fall aus und schütze mich bestmöglichst. Die Eri-Cards richten sich an den Laien und geben Empfehlungen für den schlimmsten Fall. Die Reduzierung der Anforderungen der Eri-Cards obliegt den fachkundigen Personen mit dem nötigen Wissen dafür
Der Raum sollte zwar nicht in Panik, aber doch äusserst rasch verlassen werden. Einer sollte die Luft anhalten und schnell das Fenster öffnen und dann raus, am besten natürlich ohne weiteres Unheil anzurichten (Reste zertreten, zerstreuen). Mit den Dämpfen, die sich in einem GESCHLOSSENEN Thermoneter oder Sparlampe befinden IST GARANTIERT NICHT ZU SPAßEN. Eigene Erfahrung, aber es gibt auch Studien, wo man die Belastung der Raumluft gemessen hat. Eine halbe Stunde Lüften ist noch akzeptabel, man sollte aber einen ganzen Tag lüften, je nach fehlenden Wind/Durchzug auch länger. Und in dieser Zeit den Raum nicht betreten.
Was soll man dazu sagen?
http://www.general-anzeiger-bonn.de/region/ahr-und-rhein/Kleine-Menge-gro%C3%9Fer-Einsatz-article3193465.html
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Frage: ich habe ein altes Schiffsbarometer mit Quecksilberfüllung. Wie hoch ist die Gefahr der Verdunstung in geschlossenen Räumen? Eher draußen aufhängen?
Danke
Ich habe keine Ahnung, wie das Schiffsbarometer baulich beschaffen ist und welches Risiko einer Quecksilberfreisetzung somit besteht. Wenn Bedenken bezüglich der Dichtheit des Systems bestehen, dann sind draußen anbringen oder entsorgen zwei mögliche Alternativen. Fachlich geeignete Ansprechpartner für Fragen zu alten Schiffsbarometer sind vermutlich Marine- und Technik-Museen.