Was ist eigentlich eine Dekontamination (= Dekon)?
Bei der Dekontamination wird in Grob- und Feindekontamination unterschieden:
Die Grobdekontamination ist die schnelle Reduzierung der Kontamination der Oberfläche. Dies ist die Standardmaßnahme der Feuerwehr.
Die Feindekontamination ist die vollständige Beseitigung der Kontamination. Diese ist am Dekon-Platz nicht möglich!
Die größte Gefahr geht von der Aufnahme der Stoffe über Atmung und Nahrung in den Körper aus. In den Körper eingedrungene Schadstoffe können nicht mehr entfernt werden!
Selbiges gilt für die Ausrüstung! Ein Gefahrstoff kann z.B. in die Schutzkleidung eindringen und nicht mehr entfernt werden. Der Grad der Kontamination ist von außen nicht feststellbar. Nach dem Einsatz unbedingt Rücksprache mit dem Hersteller halten, welche Folgen die Kontamination mit dem vorliegenden Stoff haben kann
Im Zweifelsfall ist jeder Gegenstand nur ein einziges Mal im Gefahrguteinsatz einsetzbar und muss danach entsorgt werden!
Die Aufgabe der Feuerwehr ist die Dekontamination von Verletzten (die Dekon ist Teil der Menschenrettung) und vom im Gefahrenbereich eingesetzten Personal. Die Dekon von Geräten, Fahrzeugen, Gebäuden und Infrastruktur ist nicht Aufgabe der Feuerwehr, sondern darauf spezialisierter Fachfirmen!
Dekon im A-Einsatz
Die Strahlung wird durch die Dekontamination nicht beeinträchtigt, sondern nur in Bereiche verlagert, in denen sie keine akute Gefährdung mehr darstellt. Als Dekontaminationsmittel ist Netzwasser das Mittel der Wahl.
Achtung: Nach der Dekontamination muss eine Kontaminationskontrolle durchgeführt werden (Aufgabe der Strahlenschutzeinheit)
Dekon im B-Einsatz
„Die Sicherheit liegt im Verfahren“! Es muss ein geeignetes Desinfektionsmittel verwendet werden. Ein staatlich geprüfter Desinfektor sollte zur Dekontamination als Fachberater hinzugezogen werden!
Dekon im C-Einsatz
Im C-Einsatz ist eine Kontamination möglich durch
– Feststoffe: in der Regel sehr reaktionsträge, von ihnen geht deshalb nur eine geringe Gefahr für den Menschen aus
– Gase und Dämpfe: stellen in den wenigsten Fällen eine chemische Gefährdung dar, da die Stoffkonzentration meist zu gering ist
– Flüssigkeiten: wegen ihrer Reaktionsfreudigkeit und möglichen Stoffkonzentrationen geht von ihnen die größte Gefährdung aus
– Aerosole: Gemisch aus festen und/oder flüssigen Schwebeteilchen und Luft. Der Niederschlag der Teilchen aus der Luft erfolgt in kurzer Zeit. Rauch wird also wie ein Feststoff behandelt, Nebel wie eine Flüssigkeit
Auch hier ist Netzwasser das Dekon-Mittel der Wahl. Damit wird der Gefahrstoff von der Oberfläche entfernt und einige Stoffe werden damit zugleich chemisch in weniger gefährliche Stoffe umgesetzt. Auch bei Stoffen die gefährlich mit Wasser reagieren (X vor der Gefahrenzahl auf der Gefahrentafel) kann Netzwasser bedenkenlos als Dekontaminationsmittel eingesetzt werden. Die riesige Wassermenge im Vergleich zur sehr geringen Stoffkonzentration auf der Oberfläche verhindert, dass eine Reaktion erfolgt. Kontaminationsfreiheit kann nur bei Säuren und Laugen mittels pH-Messstreifen festgestellt werden
Liegen mehrere Kontaminationen gleichzeitig vor, erfolgt erst die Desinfektion (B-Stoffe), dann die Dekontamination (A- und C-Stoffe werden gemeinsam in einem Arbeitsgang entfernt)
Quellen:
– vfdb-Richtlinie 10/04 Dekontamination bei Einsätzen mit ABC-Gefahren
Hallo Markus,
sehr schön geschrieben!
In dem Zusammenhang ebenfalls sehr empfehlenswert:
Dr. A.Elbasyouny, Dipl.-Ing. W.Gabler „Dekontamination con Chemikalienschutzanzügen“, WEKA-Verlag, ISBN 3-8276-7537-5
Grüße,
Zur Ergänzung:
Beim A-Einsatz ist die beste und erste Deko: Entfernen der Kleidung, was in der Regel schon bis zu 80% Dekoerfolg ergibt.
Vielleicht sollte man das erwähnen?
Gruß, Marc
Hi Marc,
der Artikel ist erst der Auftakt zu einer kleinen Blog-Reihe rund um die Dekontamination. In den folgenden Blogs wird auch das Vorgehen bei der Dekon vorgestellt werden und da nimmt das Entfernen der Kleidung natürlich einen sehr wichtigen Stellenwert ein 😉
schöne Grüße