Messungen in der Tiefe mit tragbaren Gaswarngeräten

Messungen in der Tiefe mit tragbaren Gaswarngeräten

Leider sieht man immer wieder, dass Mehrgaswarngeräte zur Durchführung von Messungen in der Tiefe (z.B. Kanal, Behälter, Schacht, Silo) am Seil hängend in die Tiefe abgelassen werden.

Diese Vorgehensweise ist aus mehreren Gründen problematisch:

  1. Wenn der Sauerstoffgehalt auch nur um 0,1 Vol.-% sinkt (die Alarmschwellen liegen oftmals erst bei 19 Vol.-%; das Gerät warnt also noch lange nicht, obwohl ein Einstieg in den betroffenen Raum ohne weitere Schutzmaßnahmen erstmal nicht mehr erlaubt ist), dann muss die Ursache für die Sauerstoffverdrängung vor dem Einstieg festgestellt und beurteilt werden, ob der Einstieg trotzdem möglich ist und welche Schutzmaßnahmen dafür erforderlich sind.
  2. Wenn die Ausbreitung einer Schadstoffwolke (z.B. im Kanal) beurteilt werden soll, dann sind dazu alle messbaren Veränderungen der Atmosphäre am Messpunkt relevant und nicht nur die Überschreitung von Alarmschwellen. Dazu müssen die angezeigten Werte über den gesamten Messzeitraum beobachtet werden.
  3. Wenn das Gerät Alarm schlägt, kann der Alarm bereits wieder vom Display verschwunden sein, bis das Gerät herausgezogen wurde. Der Messtrupp weiß dann gar nicht, welcher Sensor Alarm geschlagen hat. Denn Messwertspeicher sind bei vielen Mehrgaswarngeräten nicht vorhanden oder können vor Ort an der Einsatzstelle nicht ausgelesen werden.
  4. Befinden sich Flüssigkeiten am Boden des Messpunkts, besteht zum einen die Gefahr, das Gerät zu versenken und so zu zerstören, und zum anderen die Gefahr, die Messung nicht am vorgesehenen Messpunkt (= tiefsten Punkt) durchzuführen, um das Gerät zu schützen.

Zur Auswertung der Messungen ist es i.d.R. unerlässlich, die angezeigten Werte während der gesamten Messdauer ständig zu beobachten. Dies ist beim Ablassen des Messgeräts nur möglich, wenn eine Datenübertragung der Anzeige auf ein Display in den Händen des Messtrupps zuverlässig funktioniert und keine Gefahr besteht, das Gerät in Flüssigkeiten zu versenken. Alternativ – und aus meiner Sicht deutlich besser als die Datenübertragung – ist die Messung mit einer Pumpe in Verbindung mit einer Schlauchsonde mit Schwimmer durchzuführen. Das Messgerät verbleibt in der Hand des Messtrupps und falls sich Flüssigkeiten in der Tiefe befinden, besteht keine Gefahr, das Gerät darin zu versenken oder die Flüssigkeit ins Gerät einzusaugen und die Sensoren so unbrauchbar zu machen.

Wenn explosionsfähige Atmosphäre auftreten kann ist zusätzlich der Ex-Schutz zu beachten: Welche Ex-Zone ist in der Tiefe zu erwarten und für welche Ex-Zone ist das Gaswarngerät zugelassen? Kann der Auftraggeber des Messtrupps die Zonenbeurteilung wirklich fachkundig durchführen? Aus Gründen des Ex-Schutzes ist es generell empfehlenswert, kein Gerät in eine unbekannte Ex-Zone abzuseilen, sondern eine Schlauchsonde mit Schwimmer zu verwenden und das Gerät im sicheren Bereich zu belassen.

Fazit: Wer in der Tiefe messen will muss auch die dafür nötige Zusatzausstattung für sein Gaswarngerät haben. Stand der Technik ist hier bei im Gerät integrierter Pumpe Schlauchsonde und Schwimmer, ansonsten externe Pumpe mit Schlauchsonde und Schwimmer (Schlauchsonde in für die vorgesehenen Messeinsätze ausreichender Länge). Wichtig: Es darf nur vom Hersteller des Gaswarngeräts zugelassenes Zubehör unter Einhaltung der Herstellervorgaben für die Durchführung der Messung verwendet werden, damit der Luftvolumenstrom zum Gaswarngerät bzw. den eingebauten Sensoren passt und eine korrekte Messung möglich ist! Finger weg von selbst gebastelten oder anderweitig ungeeigneten Schlauchsonden!

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