Asbest im Feuerwehreinsatz – unsichtbare Gefahr für Einsatzkräfte

Asbest im Feuerwehreinsatz – unsichtbare Gefahr für Einsatzkräfte

Asbest gilt bis heute als einer der gefährlichsten Gefahrstoffe im Einsatz. Obwohl die Herstellung seit 1993 verboten ist, begegnet Feuerwehrleuten das Material regelmäßig an der Einsatzstelle. Besonders Brände, Gebäudeeinstürze und Renovierungen können Asbestfasern freisetzen – unsichtbar, aber hochgradig gesundheitsschädlich.

Der Verband der Feuerwehren in NRW (VdF NRW) hat deshalb 2021 einen Leitfaden veröffentlicht: „Umgang mit Asbest-Verdachtsfällen an Einsatzstellen der Feuerwehr“. Wir zeigen euch die wichtigsten Inhalte – praxisnah, locker-informativ und direkt für den Feuerwehralltag nutzbar.

Warum ist Asbest im Feuerwehr-Einsatz so gefährlich?

  • Unsichtbar und lungengängig: Asbestfasern sind mikroskopisch klein und gelangen tief in die Lunge.
  • Langzeitfolgen: Krankheiten wie Asbestose, Lungenkrebs oder Mesotheliome treten oft Jahrzehnte nach der Exposition auf.
  • Schon geringe Mengen reichen: Selbst kleine Faserfreisetzungen können ein Risiko darstellen.

Für Feuerwehrleute heißt das: Schon der Verdacht auf Asbest muss ernst genommen werden.

Typische Asbest-Verdachtsfälle im Einsatz

Einsatzkräfte sollten bei folgenden Anzeichen sofort an Asbestgefahr im Feuerwehr-Einsatz denken:

  • Gebäude, die vor 1993 errichtet oder renoviert wurden
  • Faserzementplatten (Eternit) an Dächern oder Fassaden
  • Brandschutzplatten, Bodenbeläge oder Spritzasbest in Altbauten
  • Zerstörte, erhitzte oder zerbrochene Materialien nach Bränden oder Einstürzen

Praxisbeispiel: Ein Wohnhaus aus den 1970er-Jahren brennt. Die Fassade besteht aus Faserzementplatten. → Verdachtsfall Asbest!

Sofortmaßnahmen bei Asbest-Verdachtsfällen

Der NRW-Leitfaden gibt klare Handlungsempfehlungen für den Feuerwehreinsatz bei Asbestgefahr:

  1. Asbestverdacht ernst nehmen – im Zweifel immer als Gefahrenlage behandeln.
  2. Staub vermeiden – kein unnötiges Zerschlagen oder Umräumen asbesthaltiger Bauteile.
  3. Schutz der Einsatzkräfte – Atemschutz mit P3-Filter, besser Pressluftatmer.
  4. Absperren und sichern – keine ungeschützten Personen im Gefahrenbereich.
  5. Dokumentation und Meldung – Verdachtsfall im Einsatzprotokoll, Behörden informieren.

Nachsorge: Dekontamination ist Pflicht

Ein großer Risikofaktor ist die Verschleppung von Asbestfasern:

  • Einsatzkleidung sofort sicher verpacken und Spezialreinigung zuführen.
  • Geräte und Fahrzeuge gründlich reinigen.
  • Hygiene: gründliches Duschen, Wechselkleidung nach jedem Einsatz.

So bleibt die Gefahr an der Einsatzstelle – und gelangt nicht in Feuerwehrhaus oder Privatbereich.

Ausbildung & Sensibilisierung in der Feuerwehr

Damit Feuerwehrleute bei Asbest-Verdachtsfällen richtig handeln können, ist Ausbildung entscheidend:

  • Integration von Asbest-Themen in die Grundausbildung
  • Regelmäßige Übungen und Schulungen
  • Checklisten und Hinweise in Fahrzeugen bereitstellen

Nur durch kontinuierliche Sensibilisierung wird das Thema im Einsatzalltag präsent.

Fazit: Besser einmal zu vorsichtig als einmal zu spät

Asbest bleibt ein „Altlasten-Problem“ – auch Jahrzehnte nach dem Verbot. Für die Feuerwehr gilt: Erkennen, schützen, dokumentieren und konsequent dekontaminieren. Der Leitfaden des VdF NRW bietet dazu eine wertvolle Orientierung.

Den Leitfaden findet man hier: https://www.feuerwehrverband.nrw/fileadmin/Downloads/Verband/Themen/Ausbildung%20und%20Einsatz/2021-08-27_AE_Leitfaden_AsbestVerdachtsfaelle.pdf

Merksatz für Feuerwehrkräfte:
„Lieber einmal zu viel an Asbest gedacht – als ein Leben lang die Folgen tragen.“

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert