Wissenswertes zu gasbetriebenen Fahrzeugen

Wissenswertes zu gasbetriebenen Fahrzeugen

Im Moment finden in Deutschland mit Erdgas oder mit Flüssiggas angetriebene Gasfahrzeuge Verwendung. Als Ergänzung zum Vorgehen bei PKW-Bränden möchte ich im Folgenden noch auf die Gemeinsamkeiten und Unterschiede dieser beiden Fahrzeug- bzw. alternativen Antriebsarten eingehen.

Erdgas, als Kraftstoff auch CNG (compressed natural gas = komprimiertes Erdgas) oder LNG (liquified natural gas = flüssiges Erdgas) abgekürzt, ist farblos, besteht überwiegend aus Methan und ist somit leichter als Luft sowie sehr leicht entzündlich (Explosionsbereich ca. 4 bis 17 Vol-%). In Deutschland angebotene Fahrzeuge werden mit CNG angetrieben und auch als EcoFuel-Fahrzeuge bezeichnet. Das Erdgas wird mit 200 bar Druck gespeichert. Der Druck liegt im gesamten System an und wird in der Regel erst im Motorraum kurz vor dem Motor mit einem Hochdruckregler auf 7 bis 10 bar reduziert. Erdgastanks sind mit Temperatursicherungen ausgestattet. Bei deren Auslösung wird das Erdgas komplett abgeblasen. Bei größeren Behältern ist zusätzlich eine Berstscheibe verbaut. Im Brandfall wird das Erdgas kontrolliert abgeblasen und eine Explosion des Erdgasbehälters ist nicht zu erwarten. Dies lässt sich z.B. in den verlinkten Videos zu einem PKW-Brandtest (2:30 min) und zu einem Busbrand sehr schön beobachten (nur abblasende Behälter, kein Behälterzerknall). Große Fahrzeuge (z.B. LKW, Busse) fahren in der Regel mit Erdgas statt Flüssiggas.

Flüssiggas, auch Autogas oder LPG (Liquefied Petroleum Gas) genannt, ist ein Propan-Butan-Gemisch (im Sommer i.d.R. Propan – Butan 40 zu 60, im Winter 60 zu 40). Es ist schwerer als Luft und sehr leicht entzündlich (Explosionsbereich ca. 2 bis 10 Vol-%). Es wird mit 5 bis 10 bar Druck gespeichert. Der Betriebsdruck von Autogasanlagen kann bis zu 30 bar betragen. Der Flüssiggasantrieb ist bei PKW mit einem Benzin-Kraftstoffsystem kombiniert. Diese Autos werden auch als BiFuel-Fahrzeuge bezeichnet. Das Sicherheitsventil spricht je nach Betriebsdruck ein paar bar oberhalb des Betriebsdrucks an. Eine Temperatursicherung wie bei Erdgastanks ist nicht standardmäßig verbaut. Wird der Tank schnell stark erwärmt kann das Überdruckventil bauartbedingt den Überdruck nicht abführen und es kommt zu einem Behälterzerknall bzw. einer BLEVE. Bereits wenige Minuten direkte Beflammung können zum Versagen des Tanks führen. Bei Autogas ist im Brandfall also mit einem Druckbehälterzerknall bzw. einer BLEVE zu rechnen! Das Verhalten des Autogastanks ist z.B. ähnlich dem einer Propangasflasche (abblasen ab 1:01 min, Druckbehälterzerknall 1:25 min; generell gilt das Überdruckventil bläst ein- oder mehrmals ab, bis zum Behälterzerknall / BLEVE).

Bei der Erkundung ist auf das Vorhandensein eines Druckgasbehälters, eines Flüssiggas-Befüllanschlusses (in der Regel in der Tankklappe), Gasgeruch, sichtbar austretendes Gas oder Abblasgeräusche zu achten! Weitere Informationen können, falls vorhanden, eventuell anwesende Personen, die Rettungskarte, Rettungsdatenblätter, Werbe- oder Kennzeichnungsaufkleber oder Software mit Fahrzeuginformationen liefern.

Bei nachgerüsteten Anlagen befindet sich der Gastank in der Regel im Kofferraum oder in der Ersatzradmulde. Bei Neufahrzeugen befindet sich der Druckgasbehälter häufig unterhalb des Fahrzeugs vergleichbar der Lage herkömmlicher Kraftstoffbehälter.

Anhand des Aussehens des Gastanks, des verdeckten oder offenen Befüllanschlusses oder der Gasleitung am Fahrzeug kann ein Flüssiggas- nicht von einem Erdgasfahrzeug unterschieden werden. Werbeaufkleber, charakteristischer Gasgeruch in der Luft oder sichtbar austretendes Flüssiggas (als weißer Nebel) lassen Rückschlüsse auf das verwendete Gas zu. Ebenso Auskünfte von Personen, die mit dem Fahrzeug vertraut sind.

Tipp für die Praxis: Zu jedem THL-Einsatz die vollständige PSA zur Brandbekämpfung mitnehmen und ins Fahrzeug legen! Die Lage vor Ort kann sich jederzeit anders darstellen als gemeldet, zudem ist bei jedem THL-Einsatz ein Brand als Folgeeinsatz möglich. Und beim Brandeinsatz ist die vollständige geeignete PSA zur Brandbekämpfung zwingend erforderlich! Stiefel, Überhose und Helm kann zu jedem Einsatz getragen werden. Die Flammschutzhaube und die Handschuhe zur Brandbekämpfung lassen sich problemlos in der Überjacke verstauen oder an ihr anbringen, so dass nur ein Kleidungsstück (Überjacke) mehr mitgenommen und ins Auto gelegt werden muss.

Einen guten Einstieg in die Materie bietet z.B. das Buch „Unfälle mit alternativ angetriebenen Fahrzeugen„* aus der Reihe Fachwissen Feuerwehr aus dem ecomed-Verlag.

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One comment

  1. Interessant, dass Erdgas als Kraftstoff als flüssiges Erdgas verwendet wird. Ich habe bei unserem letzten Tankstellenbesuch gesehen, wie eine Lieferung von Flüssiggas kam. Ich wusste gar nicht, dass Erdgas farblos ist und überwiegend aus Methan besteht.

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