Feuer im Chemielabor

Feuer im Chemielabor

Chemielabore findet man unter anderem in Schulen, Unternehmen und Hochschulen. Immer wieder wird die Feuerwehr zur Brandbekämpfung im Chemielabor alarmiert. Vor allem bei den Trupps im Innenangriff herrscht dabei meist große Unsicherheit, wie man sich richtig verhält und welche Gefahren einen dort erwarten.

Da der prinzipielle Aufbau eines Labors in der Regel gleich ist anbei ein paar Tipps zur Brandbekämpfung im Labor.

Arbeitsplätze im Labor werden in der Regel mit Strom und Gas versorgt. Vor allem ausströmendes Gas stellt eine große Gefahr bei der Brandbekämpfung im Labor dar! Die Führungskraft sollte sich bereits bei der ersten Erkundung informieren, wie die Gaszufuhr des Labors abgestellt werden kann und ob Gasflaschen im Laborraum zu finden sind.       Die Absperreinrichtungen sollten im Feuerwehrplan eingezeichnet sein. Ebenso sollten die anwesenden Personen befragt und ggf. mit dem Absperren beauftragt werden (sofern dies gefahrlos außerhalb des Gefahrenbereichs möglich ist).

Die Gaszufuhr für die betroffenen Räumlichkeiten muss möglichst vor der Brandbekämpfung unterbrochen werden. Dies geht am schnellsten durch Betätigen des Not-Aus-Druckknopfes. Dieser ist entweder vor dem Laborraum neben der Tür zu finden oder (in der Regel in Schulen) nur im Laborraum an jedem Labortisch. Gegebenenfalls kann der Angriffstrupp den Not-Aus also erst im Labor betätigen.

Sehr empfehlenswert ist der Einsatz einer Wärmebildkamera. Befinden sich Gasflaschen im Labor können diese mit der Wärmebildkamera schnell gefunden und deren Zustand (Temperatur der Flasche, Gefahr des Druckbehälterzerknalls) beurteilt werden.

Lüftungs- und Klimaanlagen sollten ausgeschaltet werden, um eine unkontrollierte Rauchausbreitung zu verhindern.

In Laboren wird mit verhältnismäßig kleinen Mengen an Chemikalien gearbeitet. Ein Innenangriff ist möglich, sofern das Brandgeschehen diesen zulässt. (Netz)Wasser kann immer bedenkenlos als Löschmittel eingesetzt werden. Selbst wenn eine oder mehrere im Raum befindliche Chemikalien gefährlich mit Wasser reagieren können, wird aufgrund des Verhältnisses von Wasser zu Chemikalie keine gefährliche Reaktion stattfinden (dieses Prinzip sollte aus dem Bereich der Dekontamination bekannt sein), sofern der Angriffstrupp mit geeigneter Durchflussmenge am Strahlrohr (empfohlen 150 L/min) vor geht und viel Wasser zur Brandbekämpfung einsetzt. Solang nichts über das Laborinventar bekannt ist, ist „ozeanisches Löschen“ empfehlenswert. Sind die im Labor befindlichen Chemikalien bekannt gibt die zuständige Führungskraft in Rücksprache mit der Einsatzleitung und dem Fachberater Anweisungen für die sichere Durchführung der Löscharbeiten.

Der Atemschutztrupp sollte seine Überjacke vor dem Abschließen des Lungenautomaten ablegen. Eine kalte Dusche und ein vollständiger Kleidungswechsel sind zu empfehlen.

Bei nicht genehmigungspflichtigen Laboren in Privathaushalten ist eine Rücksprache mit dem Eigentümer des Laborinventars unerlässlich, um das Gefährdungspotential einschätzen zu können (Art und Menge der vorhandenen Chemikalien). Dazu ist ein ABC-Fachberater hinzuzuziehen.
Ob ein Innenangriff möglich oder zu gefährlich ist entscheidet der Einsatzleiter in Rücksprache mit dem Fachberater. Eine Alternative zum Innenangriff ist das Fluten des Brandraumes mit Schaum oder Sand (sofern in ausreichender Menge zeitnah verfügbar) von außen oder kontrolliertes Abbrennen (z.B. wenn das Labor in einer Gartenhütte eingerichtet ist).

Mit Rücksprache des Eigentümers hinsichtlich der verwendeten Chemikalien im Labor sollten Messungen rund ums Brandobjekt durchgeführt werden, um die Gefahr für die Umgebung abschätzen zu können.

Besondere Gefahren gehen von Drogen- oder Terrorlaboren aus, da in diesen Fällen die Laborbesitzer in der Regel sehr unkooperativ sind und auch große Mengen Chemikalien vorhanden sein können. Zudem kann es passieren, dass der oder die Ansprechpartner von der Polizei in Beschlag genommen werden und der Feuerwehr zwecks Informationsbeschaffung nicht zur Verfügung stehen. Hier muss die Entscheidung über einen Innenangriff möglichst in Rücksprache mit einem Fachberater anhand der vorgefundenen Situation sorgfältig abgewogen werden.

2 Comments

  1. Vor allem ausströmendes Gas stellt eine große Gefahr bei der Brandbekämpfung im Labor dar! Die Führungskraft sollte sich bereits bei der ersten Erkundung informieren, wie die Gaszufuhr des Labors abgestellt werden kann

    also bei uns an der uni hats mal gebrannt (ein kühlschrank) und die rauchmelder haben angeschlagen. da hat sich die gaszufuhr automatisch ausgeschaltet (inwieweit weiß ich nicht, jedenfalls in den abzügen wurden die bunsenbrenner nicht mehr versorgt)

  2. Markus Held

    Natürlich besteht die Möglichkeit gewisse Sachen technisch zu regeln.
    Allerdings ist die Kopplung der Abschaltung z.B. von Gas- und / oder Stromzufuhr mit der Brandmeldeanlage die Ausnahme und nicht die Regel. Im Rahmen der Einsatzvorbereitung sollten solche Angelegenheiten abgeklärt werden (was bei Auslösung der BMA alles automatisch erfolgt und um was sich die Einsatzkräfte bei Bedarf selbst kümmern müssen).

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